Es ist Juni. Das Meer aus Regenbogenfahnen tanzt durch Deutschlands Städte, Musik vibriert auf den Straßen, Glitzer findet seinen Weg in noch so kleine Kopfsteinpflaster-Ritzen. Aber haben Sie sich jemals gefragt, wie eine Straßendemonstration zu einer schillernden Parade mutiert ist – und warum Federboas ein fester Bestandteil von CSDs sind?
Die Antwort bringt uns zurück ins New York der späten 1960er: Bei den Stonewall-Riots war von Glitzer und Glamour zunächst wenig zu spüren, dafür aber von Trotz und Hoffnung. Polizeiknüppel ratterten, doch es sprühte der Funken für eine neue Bewegung. Was als Aufstand begann, hat heute die Macht, Zehntausende zu einen, Schweigen zu brechen und selbst Konservative zum Nachdenken zu bringen. Plötzlich wird Sichtbarkeit gefeiert statt versteckt, und jede Boa – bunt und federleicht – ist ein Schlag ins Gesicht der alten Unsichtbarkeit.
Doch wer genau entscheidet eigentlich, wie gefeiert wird? Und warum ziehen gerade solche Sinnbilder – vom Einhorn über die Drag Queen bis zur Konfettikanone – die Menschenmengen an? Vielleicht, weil jede Maske, jeder Glitzer und jede Parole gleichzeitig Schutzschild und Scheinwerfer sind: Sie machen Mut, sie machen Spaß, und sie fragen leise nach einer Zukunft, in der Akzeptanz gar kein Thema mehr ist.
Denn vielleicht – ganz vielleicht – liegt die eigentliche Revolution nicht im Demonstrieren, sondern darin, gemeinsam laut zu lachen, aus voller Kehle zu tanzen, und für einen Moment zu vergessen, dass es überhaupt Unterschiede gibt.
This article was inspired by the headline: 'Demonstrationen : Hunderttausende Menschen feiern Christopher-Street-Day in Deutschland - Zeit Online'.
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